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Davutoglu, Geo-Stratege in den Startlöchern
« : 21 Aðustos 2014, 21:05:54 »

 Davutoglu, Geo-Stratege in den Startlöchern

Wenn Erdogan sein neues Amt als Präsident antritt, soll sein bisheriger Außenminister Ahmet Davutoglu den Posten des Premiers einnehmen. Die islamische Zivilisation hält er für das kostbarste Gut.


Derzeit noch türkischer Außenminister: Ahmet Davutoglu


Wenn man den türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu mit nur einem Wort beschreiben dürfte, dann wäre es wohl dieses: Geostratege. "Man kann vieles in der Außenpolitik ändern, nur zwei Dinge nicht: Geografie und Geschichte", sagte er in einem Interview mit der "Welt". Er will Macht und Ansehen der Türkei global stärken, sieht den Westen als im Niedergang begriffen und spricht vom Anbruch einer neuen, besseren, östlicheren Zivilisation. Sein Einfluss auf Erdogan soll in außenpolitischen Fragen beträchtlich sein.

Jetzt soll Davutoglu ihn als Regierungschef beerben, wenn Erdogan am 28. August sein neues Amt als Staatspräsident antritt. Sogar Staatspräsident Abdullah Gül sprach es aus: Davutoglu sei wohl der Mann, und er, Gül, habe ihn einst entdeckt und in die Politik gebracht. Die Parteiführung hat am Donnerstag intern darüber entschieden. Offiziell wird die Sache aber erst auf einem Parteikongress am 27. August verkündet.

Unter einem übermächtigen Erdogan

Wohin würde Davutoglu die Türkei führen? Und kann er überhaupt führen unter einem übermächtigen Präsidenten Erdogan? Kann er überhaupt führen?

Letztere Frage lässt sich klar beantworten. Davutoglu, von Haus aus Politikwissenschaftler, galt lange als professoral, als Akademiker, als Erdogans Ideengeber hinter den Kulissen. Nachdem er im Jahr 2009 Außenminister wurde, konnte er jedoch zeigen dass er auch ein Macher ist, eine Führungsfigur.
Die Zinsen auf Auslandsschulden sind in der Amtszeit Erdogans deutlich gesunken.
Türkei
Die Bilanz der Regierungszeit Erdogans

Er führte die Türkei in ein außenpolitisches Abenteuer nach dem anderen, ein radikaler Bruch mit seinen gemäßigten Vorgängern Ali Babacan und Abdullah Gül. Davutoglus Amtzeit zeichnete sich aus durch einen zuweilen rassistisch anmutenden Bruch mit Israel, einen panislamischen Ansatz in der Nahost-Politik und durch zahlreiche Fehlkalkulationen.

Er sah den "arabischen Frühling" nicht voraus, vermochte dann dessen weitere Entwicklung nicht zu erkennen, versuchte Assad zu stürzen (was nicht klappte), indem er radikale islamische Kräfte stärkte, die nun in Gestalt des Islamischen Staates die Türkei selbst bedrohen und seit Monaten das komplette Personal des türkischen Konsulats in Mossul als Geiseln halten.

Islamische Zivilisation sei kostbarstes Gut

Innenpolitisch ist Davutoglu ein unbeschriebenes Blatt. Aus seinen Schriften wird jedoch klar, dass er die islamische Zivilisation für das kostbarste Gut hält und die islamische Kultur für eine Quelle der Stärke für die Türkei. Insofern darf man wohl davon ausgehen, dass er Erdogans Projekt einer langsamen, geduldigen Islamisierung der Gesellschaft – soweit das im vorgegebenen Rahmen der säkularen Verfassung der Türkei möglich ist – fortführen wird. Sollte die Regierungspartei AKP die Parlamentswahlen 2015 hoch genug gewinnen, so kann sie dem Land freilich eine neue Verfassung geben.

Sein früherer Student Behlül Özkan hat sich die Mühe gemacht, rund 300 von Davutoglus frühen Aufsätzen und Artikeln für Fachzeitschriften aus den 90er-Jahren aufzuspüren und auszuwerten. In einem Interview mit dem Internetportal Al Monitor nannte er Davutoglu einen "Panislamisten", der eine neue regionale Ordnung unter Führung der Türkei schaffen möchte. Diese neue türkische Interessenzone würde den Nahen Osten und den Kaukasus umfassen sowie Zentralasien, aber auch den Balkan oder zumindest dessen muslimische Länder Bosnien und Albanien.

"Lebensraum" im islamischen Raum

Özkan zufolge ist Davutoglu stark von deutschen Denkern geprägt und insbesondere ein Bewunderer von Karl Haushofer, dessen Thesen vom "Lebensraum im Osten" einst auch Hitler inspirierten. Davutoglu formuliere diese Konzepte einfach um für den "islamischen" geopolitischen Raum.

Viele dieser Ideen sind in seinem Buch "strategische Tiefe" enthalten, das 2001 erschien und ihn zu einem sofortigen Star im islamischen Lager machte. Es ist bislang nicht übersetzt worden. Ein Gedanke darin nimmt derzeit konkret Form an: Davutoglu schreibt, dass die nach dem Ersten Weltkrieg gezogenen östlichen Grenzen der Türkei irrelevant werden müssen, dass dort ein türkisches Einflussgebiet entstehen muss, welches die Zerschlagung des Osmanischen Reiches in gewisser Weise aufheben würde.

Genau das scheint derzeit zu passieren, wenn auch nicht ganz nach seinen Vorstellungen. Die nordwestlichen Grenzen des Irak und Syriens existieren nur noch auf dem Papier. Was dort entsteht, scheint die Türkei jedoch eher zu bedrohen als zu beglücken.

Europäische Zivilisation sei dauerhaft schwach

Zu Davutoglus frühen Schriften gehört auch sein Werk "Civilisational transformation and the Muslim World". Darin kritisiert er die europäische Zivilisation als rein materiell und deswegen auf Dauer schwach: Denn die Basis für die Stärke einer Kultur sei nicht zuletzt deren Wertelegitimation. In diesem Sinne sieht er den "muslimischen Menschen" als eine bessere zivilisatorische Basis, denn dieser habe im Vergleich zum westlichen Menschen ein größeres "Wertepotenzial".

Insofern bilden Innen-, Wirtschafts-, Kultur- und Außenpolitik für ihn ein großes Ganzes. Er wird als Ministerpräsident, wie schon als Außenminister, die Macht seines Landes vergrößern wollen. In seinen Augen ist die beste Basis dafür der muslimische Mensch, mit einem Wertesystem, das wirtschaftlichen Nutzen und moralische Stärke ermöglicht.

Nur so stark, um respektiert zu werden

Als Ministerpräsident wäre Davutoglu eine kluge Wahl für Erdogan, der als Staatspräsident keinen ambitionierten Regierungschef neben sich haben möchte, aber dennoch einen Mann, der stark genug ist, im In- und Ausland respektiert zu werden. Die eine "rote Linie" die Davutoglu – falls er denn Regierungs- und Parteichef wird – nicht überschreiten darf, ist wohl, in der AKP eine eigene Hausmacht aufbauen zu wollen.

Theoretisch hat der neue Parteichef die Macht, die AKP-Kandidaten für die nächsten Parlamentswahlen zu bestimmen. Das ist sicher der eine Bereich, in dem der neue Parteichef es sich am ehesten mit Erdogan verderben könnte.
ÖÐRENÝLMESÝ GEREKEN ÝLK DÝL TATLI DÝLDÝR...