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Imam-Ausbildung soll die Moscheen modernisieren
« : 15 Ekim 2010, 01:03:53 »

Imam-Ausbildung soll die Moscheen modernisieren

Es ist ein wichtiger Schritt für die Integration: Der Start der Imam-Ausbildung an deutschen Unis. Doch noch sind viele Fragen offen.



Mouhanad Khorchide, 38 Jahre alt, gebürtiger Libanese und Professor für islamische Theologie an der Universität in Münster, hat einen Traum. Dass deutsche Imame in 20 Jahren die Sprache der Menschen sprechen, die hier leben. Dass man nicht mehr wählen muss, sondern beides zugleich sein kann: ein frommer Muslim und ein liberaler Europäer. „Wir brauchen, Schritt für Schritt, eine Anpassung des Islam an eine europäische plurale Gesellschaft, was Geschlechterrollen angeht, was das Gottesbild angeht“, sagt Khorchide. „Ein aufgeklärter Islam muss die traditionelle Auslegung des Korans kritisch hinterfragen, die deutsche Kultur implementieren. Und das müssen wir dann in die muslimische Community, an die Basis herantragen.“

Umfrage

Der Bund fördert Islamstudiengänge in Tübingen, Münster und Osnabrück. Ist das eine wichtige Facette für die Integration?
Ergebnis Antwort 1: 14%
Ja
Antwort 2: 86%
Nein

606 abgegebene Stimmen

Umfrage

Der Bund fördert Islamstudiengänge in Tübingen, Münster und Osnabrück. Ist das eine wichtige Facette für die Integration?
Ja Nein
Ergebnis

Ein kleines Stück ist diese Vision nun näher an die Wirklichkeit gerückt: Mit 16 Millionen Euro will das Bildungsministerium in den kommenden fünf Jahren die Einrichtung islamischer Institute an deutschen Universitäten unterstützen. Damit folgt Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) einer Empfehlung des Wissenschaftsrates, der im Januar zum Aufbau von zwei bis drei Instituten für islamische Studien geraten hatte, um eine notwendige Akademisierung der islamischen Theologie in Deutschland voranzutreiben.

Die ersten Zuschläge erhalten die Universitäten in Osnabrück, Münster und Tübingen. Hier werden bereits islamische Religionslehrer für deutsche Schulen ausgebildet – hier sollen ab dem kommenden Jahr auch angehende Imame in deutscher Sprache unterrichtet werden. Das ist eine entscheidende Zäsur für die deutsche Bildungslandschaft, aber auch für die Integration der vier Millionen Muslime.
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Glaube, Leben, Geschichte:
Der
Islam

Bislang kommen etwa drei Viertel der mehr als 2000 Imame aus der Türkei. „Der deutsche Islam ist rot-weiß gefärbt“, sagt Rauf Ceylan, Professor für Religionswissenschaften in Osnabrück. Der gebürtige Duisburger und Sohn kurdischer Migranten forscht seit Jahren über Imame in Deutschland und verfolgte viele Hunderte Predigten in Moscheen. Sein Ergebnis: Etwa 90 Prozent der Imame sprechen kein Deutsch, predigen einen traditionell konservativen Islam. „Die meisten von ihnen kennen die Lebenswirklichkeit von deutschen Jugendlichen nicht.“

"Imame können nicht über deutsche Gesellschaft aufklären"

Merkez-Moschee



Misstöne vom Minarett

Seit Beginn der Woche bietet die Universität Osnabrück ein Weiterbildungsprogramm für Imame und das Betreuungspersonal in Moscheen an. Ceylan vermittelt ihnen Landeskunde und Rechtsstaatsprinzipien, es gibt Exkursionen in den Bundestag und auf das Gelände ehemaliger Konzerntrationslager. Ein Imam, sagt Ceylan, trage neben seiner Aufgabe als Glaubensvermittler auch soziale Verantwortung, könne Kriminalität und Drogenmissbrauch bekämpfen. Jeden Freitag gingen weit mehr als eine halbe Million Muslime in deutsche Moscheen. Doch bislang vermittelten Imame dort eher die türkische als die deutsche Lebenswirklichkeit. „Die Imame hier können nicht über die deutsche Gesellschaft aufklären“, sagt Ceylan, „weil sie beinahe nichts davon wissen.“

Die Hoffnung ist nun, bald Transparenz und Moderne in die Moscheen tragen zu können. Die Hochschulen Osnabrück und Münster, Khorchide und Ceylan also, sollen nun ein gemeinsames kooperatives Konzept entwickeln – und so zu einem norddeutschen Zentrum für islamische Forschung werden.

Identifizierung mit dem Land der Vorfahren

Bislang waren die beiden religiösen Institute nicht gerade in inniger Freundschaft verbunden. Die Islamlehrerausbildung in Münster hatte zunächst einen heftigen Fehlstart erlitten. Sven Kalisch, Inhaber des bundesweit ersten Lehrstuhls für die Ausbildung islamischer Religionslehrer, deutscher Konvertit, hatte nach kurzer Zeit im Amt Zweifel an der historischen Existenz des Propheten geäußert und sich mit den muslimischen Verbänden überworfen.
Muslimische Verbände
Ditib

Der größte muslimische Verband ist laut Innenministerium die Ditib. Dieser Ableger des türkischen Staates verfügt über 896 Moscheegemeinden, bemüht sich um ein moderates Profil, mehr aber noch um die Stärkung türkischer Identität.
Islamrat

Als zweitgrößter Verband gilt der türkisch geprägte Islamrat mit mindestens 500 Gemeinden. Dominiert wird er von der Milli Görüs, die als friedlich-islamistisch gilt.
Zentralrat der Muslime

Dagegen präsentiert sich der kleine Zentralrat der Muslime als multiethnisch. Er vereint unterschiedliche Muslime, von Liberalen bis zu Islamisten.
VIKZ

Im autoritär geführten Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) sammelt sich eine mystische Bruderschaft aus der Türkei. Er zählt rund 300 Gemeinden.

Deren Mitarbeit aber wird für die Einrichtung der neuen Studiengänge gebraucht, der Wissenschaftsrat empfiehlt eine enge Zusammenarbeit. Darüber hinaus sollen die muslimischen Gemeinden die Imame schließlich einmal anstellen. Die Zusammenarbeit ist eine der großen Herausforderungen der neuen islamischen Forschungszentren. Die meist türkisch geprägten Verbände wie der Verband islamischer Kulturzentren oder der vom türkischen Staat aufgebaute Muslimverband Ditib mahnen ihre Mitglieder eher, sich mit dem Land ihrer Vorfahren zu identifizieren. Die Ditib verkündete jüngst, muslimische Theologen sollten weiterhin vor allem in der Türkei ausgebildet werden. Zu den neuen Plänen aus Berlin wollte der Verband keine Stellung nehmen.

Im März des kommenden Jahres will der Bund über die Unterstützung eines weiteren Standortes für islamische Theologie entscheiden. Jetzt geht es zunächst darum, akademische Persönlichkeiten zu suchen, die den Anforderungen der Universitäten entsprechen: Zumindest teilweise sollen sie in Deutschland ausgebildet worden sein, ihre Forschung soll sich vor allem an der Gegenwart orientieren.

Auch die Bezahlung der Imame ist noch unklar. Ein Vorschlag aus Niedersachsen sieht vor, die Imame gleichzeitig als Lehrer für Religionsunterricht zu beschäftigen. Eine gute Idee sei das, sagt Ceylan, die ihm die Verwirklichung seines eigenen Traums näherbringen könnte: Islamische Theologen, die sich als deutsche Muslime fühlen.


Es ist ein wichtiger Schritt für die Integration: Der Start der Imam-Ausbildung an deutschen Unis. Doch noch sind viele Fragen offen.



Mouhanad Khorchide, 38 Jahre alt, gebürtiger Libanese und Professor für islamische Theologie an der Universität in Münster, hat einen Traum. Dass deutsche Imame in 20 Jahren die Sprache der Menschen sprechen, die hier leben. Dass man nicht mehr wählen muss, sondern beides zugleich sein kann: ein frommer Muslim und ein liberaler Europäer. „Wir brauchen, Schritt für Schritt, eine Anpassung des Islam an eine europäische plurale Gesellschaft, was Geschlechterrollen angeht, was das Gottesbild angeht“, sagt Khorchide. „Ein aufgeklärter Islam muss die traditionelle Auslegung des Korans kritisch hinterfragen, die deutsche Kultur implementieren. Und das müssen wir dann in die muslimische Community, an die Basis herantragen.“

Umfrage

Der Bund fördert Islamstudiengänge in Tübingen, Münster und Osnabrück. Ist das eine wichtige Facette für die Integration?
Ergebnis Antwort 1: 14%
Ja
Antwort 2: 86%
Nein

606 abgegebene Stimmen

Umfrage

Der Bund fördert Islamstudiengänge in Tübingen, Münster und Osnabrück. Ist das eine wichtige Facette für die Integration?
Ja Nein
Ergebnis

Ein kleines Stück ist diese Vision nun näher an die Wirklichkeit gerückt: Mit 16 Millionen Euro will das Bildungsministerium in den kommenden fünf Jahren die Einrichtung islamischer Institute an deutschen Universitäten unterstützen. Damit folgt Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) einer Empfehlung des Wissenschaftsrates, der im Januar zum Aufbau von zwei bis drei Instituten für islamische Studien geraten hatte, um eine notwendige Akademisierung der islamischen Theologie in Deutschland voranzutreiben.

Die ersten Zuschläge erhalten die Universitäten in Osnabrück, Münster und Tübingen. Hier werden bereits islamische Religionslehrer für deutsche Schulen ausgebildet – hier sollen ab dem kommenden Jahr auch angehende Imame in deutscher Sprache unterrichtet werden. Das ist eine entscheidende Zäsur für die deutsche Bildungslandschaft, aber auch für die Integration der vier Millionen Muslime.
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Der
Islam

Bislang kommen etwa drei Viertel der mehr als 2000 Imame aus der Türkei. „Der deutsche Islam ist rot-weiß gefärbt“, sagt Rauf Ceylan, Professor für Religionswissenschaften in Osnabrück. Der gebürtige Duisburger und Sohn kurdischer Migranten forscht seit Jahren über Imame in Deutschland und verfolgte viele Hunderte Predigten in Moscheen. Sein Ergebnis: Etwa 90 Prozent der Imame sprechen kein Deutsch, predigen einen traditionell konservativen Islam. „Die meisten von ihnen kennen die Lebenswirklichkeit von deutschen Jugendlichen nicht.“

"Imame können nicht über deutsche Gesellschaft aufklären"

Merkez-Moschee



Misstöne vom Minarett

Seit Beginn der Woche bietet die Universität Osnabrück ein Weiterbildungsprogramm für Imame und das Betreuungspersonal in Moscheen an. Ceylan vermittelt ihnen Landeskunde und Rechtsstaatsprinzipien, es gibt Exkursionen in den Bundestag und auf das Gelände ehemaliger Konzerntrationslager. Ein Imam, sagt Ceylan, trage neben seiner Aufgabe als Glaubensvermittler auch soziale Verantwortung, könne Kriminalität und Drogenmissbrauch bekämpfen. Jeden Freitag gingen weit mehr als eine halbe Million Muslime in deutsche Moscheen. Doch bislang vermittelten Imame dort eher die türkische als die deutsche Lebenswirklichkeit. „Die Imame hier können nicht über die deutsche Gesellschaft aufklären“, sagt Ceylan, „weil sie beinahe nichts davon wissen.“

Die Hoffnung ist nun, bald Transparenz und Moderne in die Moscheen tragen zu können. Die Hochschulen Osnabrück und Münster, Khorchide und Ceylan also, sollen nun ein gemeinsames kooperatives Konzept entwickeln – und so zu einem norddeutschen Zentrum für islamische Forschung werden.

Identifizierung mit dem Land der Vorfahren

Bislang waren die beiden religiösen Institute nicht gerade in inniger Freundschaft verbunden. Die Islamlehrerausbildung in Münster hatte zunächst einen heftigen Fehlstart erlitten. Sven Kalisch, Inhaber des bundesweit ersten Lehrstuhls für die Ausbildung islamischer Religionslehrer, deutscher Konvertit, hatte nach kurzer Zeit im Amt Zweifel an der historischen Existenz des Propheten geäußert und sich mit den muslimischen Verbänden überworfen.
Muslimische Verbände
Ditib

Der größte muslimische Verband ist laut Innenministerium die Ditib. Dieser Ableger des türkischen Staates verfügt über 896 Moscheegemeinden, bemüht sich um ein moderates Profil, mehr aber noch um die Stärkung türkischer Identität.
Islamrat

Als zweitgrößter Verband gilt der türkisch geprägte Islamrat mit mindestens 500 Gemeinden. Dominiert wird er von der Milli Görüs, die als friedlich-islamistisch gilt.
Zentralrat der Muslime

Dagegen präsentiert sich der kleine Zentralrat der Muslime als multiethnisch. Er vereint unterschiedliche Muslime, von Liberalen bis zu Islamisten.
VIKZ

Im autoritär geführten Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) sammelt sich eine mystische Bruderschaft aus der Türkei. Er zählt rund 300 Gemeinden.

Deren Mitarbeit aber wird für die Einrichtung der neuen Studiengänge gebraucht, der Wissenschaftsrat empfiehlt eine enge Zusammenarbeit. Darüber hinaus sollen die muslimischen Gemeinden die Imame schließlich einmal anstellen. Die Zusammenarbeit ist eine der großen Herausforderungen der neuen islamischen Forschungszentren. Die meist türkisch geprägten Verbände wie der Verband islamischer Kulturzentren oder der vom türkischen Staat aufgebaute Muslimverband Ditib mahnen ihre Mitglieder eher, sich mit dem Land ihrer Vorfahren zu identifizieren. Die Ditib verkündete jüngst, muslimische Theologen sollten weiterhin vor allem in der Türkei ausgebildet werden. Zu den neuen Plänen aus Berlin wollte der Verband keine Stellung nehmen.

Im März des kommenden Jahres will der Bund über die Unterstützung eines weiteren Standortes für islamische Theologie entscheiden. Jetzt geht es zunächst darum, akademische Persönlichkeiten zu suchen, die den Anforderungen der Universitäten entsprechen: Zumindest teilweise sollen sie in Deutschland ausgebildet worden sein, ihre Forschung soll sich vor allem an der Gegenwart orientieren.

Auch die Bezahlung der Imame ist noch unklar. Ein Vorschlag aus Niedersachsen sieht vor, die Imame gleichzeitig als Lehrer für Religionsunterricht zu beschäftigen. Eine gute Idee sei das, sagt Ceylan, die ihm die Verwirklichung seines eigenen Traums näherbringen könnte: Islamische Theologen, die sich als deutsche Muslime fühlen.

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