Herten. Mit einem bunten Fest eröffnete die VIKZ-Gemeinde in Herten am Sonntag ihre prachtvolle Moschee. Tausende strömten zum neuen "Zentrum für Bildung und Kultur". Das Fest fand aber am Abend ein jähes Ende - wegen einer Bombendrohung wurde das Gebäude evakuiert.
Die blaue Moschee ist offiziell eröffnet. Genau 400 Jahre nachdem Sultan Ahmet I. seine Architekten mit dem gleichnamigen Prachtbau in Istanbul beauftragte, feiern die Mitglieder des VIKZ (Verband islamischer Kulturzentren) am Paschenberg. Tausende Besucher waren am Sonntag zum neuen „Zentrum für Bildung und Kultur” geströmt. Kabarettist Fatih Çevikkollu witzelte im Festzelt.
Kabarettist Fatih Çevikkollu witzelte im Festzelt. Foto: WAZ, Reiner Kruse
Opfer des Gespötts: Die Gesinnungsprüfung des Landes Baden-Württemberg, von Çevikkollu liebevoll Moslem-TÜV genannt. Wie verhalte ich mich, wenn mein Sohn seine Homosexualität bekennt? Was tun, wenn Bekannte einen terroristischen Anschlag planen? „Vom Kümmeltürken zum Topterroristen”, wettert Çevikkollu, „Da bleibt so ein diffuses Gefühl von Generalverdacht. So ähnlich, wie wenn Deutsche nach Frankreich fahren und dort zugeben, dass sie Deutsche sind.”
Gemeinde betont ihre Offenheit
Wie so oft hält sich hinter humorigen Sätzen die Wahrheit versteckt. Denn während der sechs Jahre langen Bauphase floss auch in Herten böses Blut. Verunsicherte Bürger fürchteten die Errichtung eines Internats für muslimische Hardliner, immer wieder mussten klärende Gespräche die Wogen glätten.
Offenheit ist auch heute das Wort der Stunde, die Gemeinde betont ihre Transparenz nach außen. Längst werden die Freitagsgebete auch auf deutsch gehalten, Besucher sind herzlich willkommen. „Dieses Zentrum steht für die Hinwendung zur neuen Heimat”, erklärt Ersoy Sam, Sprecher der Gemeinde und Vorsitzender des Hertener Integrationsrates. „Wir wollen das Leben in dieser Stadt mitgestalten und uns auf allen Ebenen einbringen.”
Dank, Lob und Luftballons
Bürgermeister Dr. Uli Paetzel (SPD) ist gekommen, ebenso wie der Integrationsbeauftragte des Landes NRW Thomas Kufen (CDU), Vertreter der christlichen Nachbargemeinden und der Präsident des VIKZ Mustafa Imal. Es wird gedankt, gelobt und beschenkt: Dechant Norbert Mertens und sein evangelischer Kollege Bernhard Stahl haben eine kleine deutsche Eiche im Gepäck.
Fatih Çevikkollu philosophiert derweilen über botanisches Nationalbewusstsein: „Fragen wir doch den Baum, ob er damit einverstanden ist, Deutscher zu sein? Wo ist er aufgewachsen? Wo sind seine Wurzeln? Welche Sprache spricht er? Fragen über Fragen...” Bis die geklärt sind, klagt der Kabarettist über deutsche Helgas und ihre Affinität zu Latin Lovers. Draußen brutzelt das Fleisch auf dem Grill, fliegen blau-weiße Ballons gen Himmel, spielen ausgelassene Kinder. Ein rauschendes Fest. Bis am Abend eine Bombendrohung eingeht.
Anonyme Bombendrohung
Als gegen 19 Uhr ein Anrufer aus einer Telefonzelle erklärt, gegen 19.30 Uhr würde ein Sprengsatz explodieren, müssen rund 5000 Besucher die Moschee verlassen, Anwohner werden aus ihren Häusern geholt. Sie kommen zunächst in Bussen der Vestischen unter, während Sprengstoff-Spürhunde ans Werk gehen. Eine Bombe wird aber nicht gefunden.
Fotostrecke
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/vest/2009/4/5/news-116374378/detail.html